Einer für alle!

Die von der Bausparkasse Schwäbisch Hall mit gegründete Bürgerstiftung Schwäbisch Hall finanziert eine komplette Stelle für das Freiwillige Soziale Jahr, um mehr Inklusion und Integration an der lokalen Friedensbergschule zu ermöglichen. Mit Erfolg. Und mit Begeisterung. Sie schafft nicht nur damit, sondern mit zahlreichen weiteren Projekten dauerhafte und belastbare Strukturen, die die Region voranbringen. Ein Musterbeispiel für kluges Engagement vor Ort.

Einer für alle!“

Das Erste, das von der Außenklasse der Friedensbergschule an der Grundschule Hessental zu hören ist: Lachen. Lautes Lachen sogar, denn die kleine Gruppe lässt sich gerade von Rodion Konuspaev in einer Nestschaukel hinauf- und hinunterbewegen, mit viel Schwung, nach vorne, nach hinten – und immer im Wechsel. Denn darauf achtet der junge Mann sehr genau, der in der Friedensberg-Außenklasse im größten Stadtteil der baden-württembergischen Stadt Schwäbisch Hall gerade sein Freiwilliges Soziales Jahr ableistet. „Wenn ich mit den Kindern in den Garten rausgehe, passe ich auf, dass sie sich gegenseitig verstehen, dass es keinen Streit gibt, dass es auch fair ist und alle gleich lange schaukeln können“, erklärt der 19-Jährige. Deutlich ist zu sehen, dass ihm die Arbeit mit den Kindern riesige Freude macht. Er ist geduldig, geht gut auf die Schülerinnen und Schüler ein. Ein Grund dafür: „Ich habe das Freiwillige Soziale Jahr als Orientierung angefangen, weil ich schon immer Spaß daran hatte, meinen jüngeren Geschwistern bei den Hausaufgaben zu helfen und ihnen Sachen beizubringen.“ Der Beruf des Lehrers käme für ihn infrage, „deswegen gucke ich jetzt einfach, wie es mir gefällt“.

Rund um die Uhr dabei

Seine Fähigkeiten sind umso höher einzuschätzen, da die jahrgangsübergreifende Klasse aus zwölf Kindern mit Lernschwierigkeiten besteht. Sie ist eine Außenklasse der Friedensbergschule – einem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit Förderschwerpunkt Lernen, dessen Leiterin Sabine Reiter heute aus der Innenstadt von Schwäbisch Hall zu Besuch gekommen ist. Sie will mit der Lehrerin Vera Wieland sprechen, die die Klasse hauptverantwortlich durch den Unterricht führt, aber auch mit Rodion Konuspaev, um zu hören, wie es ihm gerade ergeht. „Der FSJler spielt bei uns eine ganz entscheidende Rolle. Er ist im Ganztag dabei, von morgens bis nachmittags, und unterstützt unsere Kinder beim Lernen, aber eben auch bei Alltagsfragen“, sagt die erfahrene Pädagogin, die sich sofort zwischen die Kinder begibt, um mitzubekommen, wie die Stimmung ist. „Rodion Konuspaev ist auch deswegen ein wichtiger Ansprechpartner, weil er als junger Mensch noch einmal ganz anders auf die Kinder zugehen kann als die Lehrerinnen und Lehrer. Mit diesen steht er in direkter Absprache, sodass er da auch die entsprechende Anleitung für seine Tätigkeit bekommt.“ Das fördert auch den FSJler. Alle Seiten lernen also voneinander.

Wer ein paar Stunden den Alltag in der Außenklasse beobachtet, sieht schnell, wie eng das Verhältnis zwischen Rodion Konuspaev und den Kindern ist. Als die Lehrerin Vera Wieland die Gruppe teilt, setzen die Sechs- bis Elfjährigen sich direkt mit ihm auf den Boden, um mit Hilfe einer gebastelten Uhr Zeiten und Zahlen zu lernen. Rodion Konuspaev fragt das erste Mädchen neben ihm, wann es abends ins Bett geht. Sie nimmt die Pappuhr und stellt darauf eine Uhrzeit ein, die die anderen dann ablesen müssen. So geht es reihum, wobei der FSJler wieder mit Seelenruhe nachfragt und die aufgeregten Kinder sehr gut und vor allem sehr positiv im Griff hat. Auch bei den Schreib- oder Malaufgaben und später dann beim Essen oder eben in der freien Spielzeit ist er immer da und hilft dabei, dass die Kinder einen lehrreichen und harmonischen Schulalltag verleben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Finanzierung durch die Bürgerstiftung

Rodion Konuspaev ist schon der achte FSJler, den die Bürgerstiftung Schwäbisch Hall für die Friedensbergschule finanziert. „Wir fördern diese Stelle regelmäßig, weil die Schülerinnen und Schüler einfach etwas mehr Zeit fürs Lernen und etwas mehr Zuwendung brauchen“, begründet Susanne Kessen das Engagement der Stiftung. Sie sitzt im Vorstand der Institution, die von der Bausparkasse Schwäbisch Hall mit gegründet wurde – und dort arbeitete Susanne Kessen bis zu ihrem Ruhestand als Prokuristin. Mit gesellschaftlichem Engagement kennt sie sich gut aus, sie ist unter anderem auch im Stiftungsrat der Aktiven Bürgerschaft tätig. Eine Bürgerstiftung ist genau der richtige Weg für solche Projekte, sagt sie, denn diese ist eine „Mitmachstiftung vor Ort. Das heißt, dass die Bürgerstiftung durch den breiten Stiftungszweck und durch die damit verbundene Flexibilität in der Lage ist, einzuspringen, wenn sonst niemand hilft“. Der Staat könne so von Aufgaben entlastet werden, die ihn überfordern würden.

Pro Jahr: 130.000 Euro für Jugendprojekte

Für die Bürgerstiftung Schwäbisch Hall stehen neben der Kunstförderung junge Menschen im Vordergrund – rund 130.000 Euro fließen jährlich in oft inklu­sive und integrative Jugendprojekte, meist in Zusammenarbeit mit Schulen oder anderen Einrichtungen, die nah dran sind. „Junge Menschen repräsentieren die Zukunft unserer Gesellschaft und da wollen wir sehr früh einen Förderbeitrag leisten“, begründet Susanne Kessen das Engagement. „Außerdem kommen wir durch die Förderung junger Menschen in Kontakt mit jeder Familie in unserer Region.“

Das empfindet auch Claudia Klug als sehr positiv. „Wir finanzieren die Stelle des FSJlers hier gerne, weil er etwas Gutes für die Kinder tut und wir gleichzeitig diese jungen Menschen, die sich hier engagieren, ebenfalls fördern können“, sagt die Generalbevollmächtigte der Bausparkasse Schwäbisch Hall. Der Fokus auf die Jugend sei das eine, weiteres Engagement zu fördern das andere. „Wir wollen auch die Bürgerinnen und Bürger ermutigen, für die jungen Leute etwas zu tun – und dabei insbesondere auch für Migrantinnen und Migranten und in dieser Zeit eben besonders auch die Flüchtlinge“, sagt Claudia Klug. Mit der Stiftung möchte die Bausparkasse der Region etwas zurückgeben, erklärt sie dann – das sei schon vor 20 Jahren, als die Bürgerstiftung gegründet wurde, eine der maßgeblichen Ideen gewesen. „Wir sind der größte Arbeitgeber hier in der Region, mit 3.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hier am Standort und noch mal 3.000 im gesamten Bundesgebiet. Damit haben wir auch viel Verantwortung für die Region.“

Wichtige Hilfe für die Inklusion

In der Friedensberg-Außenklasse in Hessental ist die Wirkung dieser Förderung an ganz vielen Stellen zu sehen. Die FSJler helfen jeweils nicht nur im Alltag, sondern auch bei der Inklusion in die Regelschule. Sie begleiten die Kooperation mit der Grundschule, gehen zum Beispiel mit einzelnen Kindern in den Unterricht der Grundschulklassen – und schaffen so die Möglichkeit, dass die Schülerinnen und Schüler den Anschluss an die Regelschule und damit nicht nur an den Unterrichtsstoff, sondern auch an die Kinder dort halten. Für Rodion Konuspaev sind solche Erlebnisse einer der Gründe dafür, dass er sein Freiwilliges Soziales Jahr so gerne absolviert: „Ich finde es interessant zu sehen, wie sich die Kinder weiterentwickeln“, sagt er. „Manche waren am Anfang des Schuljahres immer motzig – und nun verstehen sie sich mit allen anderen Kindern und können mit ihnen spielen und gut kommunizieren.“