09/
2022

Aktive Bürgerschaft

Gutes besser tun!

25 Jahre Aktive Bürgerschaft

Demokratie lebt vom Ehrenamt, stellte der erste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland Theodor Heuss fest. In diesem Sinne engagiert sich die Aktive Bürgerschaft seit 25 Jahren für eine gerechte und leistungsfähige Bürgergesellschaft. Als Kompetenzzentrum für Bürgerengagement der Volksbanken und Raiffeisenbanken unterstützt sie ihre Kernzielgruppen Bürgerstiftungen und Schulen lösungs- und bedarfsorientiert.

 

 

 

 

Angefangen hat es 1997 in Münster. Damals gründeten Unternehmen aus der genossenschaftlichen Bankengruppe gemeinsam mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern den Verein Aktive Bürgerschaft. Die Gründer wollten bewusst einen privaten Beitrag zum Gemeinwohl leisten. Ihr Ziel: „Bürgerschaftliches Engagement als elementaren Bestandteil des gesellschaftlichen Zusammenhalts zu fördern und nachhaltig zu stärken.“ Auch 25 Jahre später, aus dem Verein ist mittlerweile eine Stiftung geworden, ist dies der Anspruch der Aktiven Bürgerschaft.

Genossenschaftliche FinanzGruppe von Anfang an dabei

Von Anfang an wurde die Aktive Bürger­schaft von den bundes- und landes­-weiten Unternehmen und Verbänden der genossenschaftlichen FinanzGruppe getragen. Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) nimmt dabei eine besondere Stellung ein. Er unterstützt die Arbeit der Aktiven Bürgerschaft als Schirmherr.

„Was der Einzelne nicht vermag, das vermögen viele“ – die viel zitierte Leitidee der Väter des genossenschaftlichen Gedankens, Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch, findet sich folgerichtig in den zwei zentralen Programmbereichen der Stiftung ­Aktive Bürgerschaft wieder: Gemeinsam zu stiften und über die eigenen Angelegenheiten selbst zu entscheiden ist das Wesensmerkmal der Bürgerstiftungen, die seit 2002 von der Aktiven Bürgerschaft unterstützt werden. In Service-Learning-Projekten engagieren sich Schülerinnen und Schüler seit 2009 zusammen mit außerschulischen Partnern.

Auch das genossenschaftliche Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe hat die Aktive Bürgerschaft zum Grundsatz ihrer Arbeit gemacht. Nicht das Umsetzen vorgegebener Maßnahmen steht im Zentrum der Angebote, sondern die Unterstützung der Bürgerstiftungsgremien und Lehrerinnen und Lehrer vor Ort beim Aufbau von Strukturen und Kompetenzen.

Nachhaltige Engagementstrukturen ausbauen: Bürgerstiftungen

Damit Bürgerstiftungen in vielen Städten, Gemeinden und Regionen entstehen, startete die Aktive Bürgerschaft zusam­men mit dem BVR Anfang 2002 die Kampagne „Bürgerstiftungen“ und rief die damals noch 1.500 Volksbanken und Raiffeisenbanken auf, als Corporate Citizens Bürgerstiftungen zu initiieren, zu fördern und zu unterstützen.

Mittlerweile gibt es bundesweit rund 420 Bürgerstiftungen. Sie haben ein Stiftungskapital von über einer halben Milliarde Euro gesammelt, insgesamt bereits 173 Millionen Euro Spenden eingeworben und gemeinnützige Projekte mit rund 210 Millionen Euro unterstützt. Mehr als vier von fünf Bürgerstiftungen profitieren vom Engagement ihrer ört­lichen Genossenschaftsbank, beispielsweise in Form von Spenden, Zustiftungen oder durch die kostenlose Überlassung von Räumlichkeiten. Beispiele dafür finden sich in diesem Bericht (siehe Seite 100 bis 115).

Diese eindrucksvollen Zahlen sind auch ein Erfolg der Arbeit der Aktiven Bürger­schaft. Seit 2006 erhebt sie die wichtig­sten Daten zur Entwicklung der Bürgerstiftungen. Auf dieser Basis identifiziert sie Trends sowie Herausforderungen und unterstützt Bürgerstiftungen zielgerichtet bei ihrem Engagement: in Managementaufgaben und Projekten, bei der Gewinnung von Stiftern und Aktiven. Zentrale Themen: das Wachstum mithilfe von Stiftungsfonds, die Gremiennachfolge, die Markenbildung. Neben einer kontinuierlichen Beratung kommt den Regionalforen dabei seit 2005 eine besondere Bedeutung zu. An vier Orten in Deutschland bringt die Aktive Bürgerschaft Aktive aus Bürgerstiftungen zusammen, damit diese sich austauschen und voneinander lernen können.

In Corona-Zeiten hat die Aktive Bürgerschaft ihr Angebot für Bürgerstiftungen den neuen Bedingungen angepasst. Mit dem Online-Format „Digitale Bürgerstiftung“ hat sie in 23 Webinaren und 3 Support-Foren insgesamt 471 Teilnehmende aus Bürgerstiftungen in Sachen Digitalisierung fit für die Zukunft gemacht.

Engagement lernen: Schulen

Seit 2009 setzt die Stiftung Aktive Bürger­schaft das Service-Learning-Programm „sozialgenial – Schüler engagieren sich“ um, an dem inzwischen über 800 Schulen in Nordrhein-Westfalen und Hessen teilnehmen. Sie folgt damit – wie auch im Programmbereich Bürgerstiftungen – der Vision einer gerechten und leistungsfähigen Bürgergesellschaft. Gerecht, weil sie breiten Bevölkerungsschichten über die Institutionen der parlamentarischen Demokratie hinaus gesellschaftliche Mitgestaltung und Teilhabe bietet. Leistungsfähig, weil sie Ressourcen für das Gemeinwohl bereitstellt und Kräfte zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen freisetzt.

Das innovative Lehr- und Lernkonzept Service Learning verbindet schulisches Lernen mit konkreten Engagementpro­jekten in Kooperation mit außerschulischen Partnern wie Vereinen oder Stadtteilinitiativen. Ein Skatepark für die Freizeitgestaltung, ein Bienenprojekt mit Streuobstwiese und Schulimkerei zum Erhalt der Artenvielfalt oder Hilfe für Flutopfer: In Service-Learning-Projekten lernen Schülerinnen und Schüler praxisorientiert außerhalb der Schule, in dem sie sich für andere engagieren und dabei schulisches Wissen anwenden.

Die Stiftung Aktive Bürgerschaft ist eine Stiftung, die das Engagement fördert und bei der nicht ein einzelner Stiftungszweck im Vordergrund steht. Diesem Stiftungsauftrag entspricht der konzeptionelle Ansatz von Service Learning. Denn: Er ermöglicht es Schulen, ein breites Spektrum von Engagementthemen aufzugreifen und unterschiedliche schulische Inhalte zu vermitteln. Zudem lässt er den Schulen viel Freiheit bei der Umsetzung und ist für alle Unterrichtsfächer, Jahrgangsstufen und Schulformen geeignet. Verbindendes Element sind die vier sozialgenial-Standards zur Qualitätssicherung und die Einbindung außerschulischer Partner.

Auch in Zukunft: Gutes besser tun!

Richtungsweisend für die kommenden Jahre ist die stärkere Einbeziehung von Förderpartnern. Diese können Bürgerstiftungen, Service Learning und Bürgerengagement nachhaltig unterstützen: als Mitglied des Freundeskreises, als Projektförderer oder mit einem eigenen Stiftungsfonds. So fördern immer mehr Stifterinnen und Stifter mit ihrem Stiftungsfonds unter dem Dach der Stiftung Aktive Bürgerschaft dauerhaft Anliegen, die ihnen wichtig sind. So wie zum Beispiel die Berliner Volksbank. Zu ihrem 75-jährigen Jubiläum hat sie 2021 auf Initiative ihrer Mitglieder mit dem w!r-Stiftungsfonds ihr Engagement verstärkt. Mit 100.000 Euro Startkapital will die Bank so die Initiative von Bürgerinnen und Bürgern unterstützen, die sich in ihrem Geschäftsgebiet für das Gemeinwohl einsetzen. Ziel ist es, die Förderpartnerschaften stetig auszubauen. Für die kommenden 25 Jahre hat die Aktive Bürgerschaft sich also bereits einiges vorgenommen, immer getreu ihrem Motto: Gutes besser tun!

www.aktive-buergerschaft.de