Große Spende durch Dividende

Mit ihrer Stiftung miteinander-füreinander aktiviert die Volksbank Köln Bonn ihre Mitglieder zur Unterstützung sozialer Anliegen. Mit dem Verzicht auf einen kleinen Anteil ihrer jeweiligen Dividende ermöglichen diese Hilfen für Jung und Alt. Aus der Mitte der Gesellschaft für die Mitte der Gesellschaft. Mehr als 20 Einzelpersonen sowie über 100 Vereine und Institutionen wurden mit Zuwendungen unterstützt. Knapp 600.000 Euro wurden seit der Gründung vergeben.

Köln Bonn



Kindern zuzuhören ist immer sinnvoll. Sie haben die besten Ideen, machen sich die richtigen Gedanken und sind vor allem unglaublich neugierig. In der Katholischen Kita St. Fronleichnam in Köln-Porz führte so eine einfache Frage zu einem großen Projekt. „Was passiert eigentlich, wenn man einen Orangenkern einpflanzt. Kommt dann da ein Baum raus?“, hatte im vergangenen Jahr eines der Kinder gefragt. Die Antwort der Erzieherinnen: „Probieren wir es einfach mal aus.“ Der Kern kam in die Erde und nach einigen zähen Monaten – bei Orangen dauert das Keimen sehr lang – war endlich etwas Grünes zu sehen. Der kleine Baum ist heute rund 30 Zentimeter groß.

Eigenes Engagement steht im Mittelpunkt

Nach dem erfolgreichen Versuch hatte die 40 Kinder zwischen zwei und sechs Jahren der Ehrgeiz gepackt. Sie durchsuchten alle Obst- und Gemüsesorten, die auf den Tisch kamen, nach Kernen, probierten zu Hause mit den Eltern aus, Bohnen oder Kresse zu pflanzen, und legten Pfirsich- oder Apfelkerne in die Erde.

Seit dem Sommer 2020 dürfen die Kinder nun ganz professionell an die Sache herangehen. Im Laufe der Monate bauen sie mit ihren Erzieherinnen Hochbeete, siedeln Setzlinge aus und ernten dann hoffentlich im Herbst viele schmackhafte Dinge. „Für uns ist das ein sehr schönes Projekt, weil die Kinder sich selbst engagieren können“, sagt Judith Jussenhofen. Die Vorsitzende des Fördervereins schaut heute in der Kita zu, wie zwei Erzieherinnen besondere Dinge anleiten und umsetzen. Eine Gruppe Kinder um Kristina Klöpper füllt Blumentöpfe mit Erde und pflanzt selbst gezogene Paprika-Setzlinge ein, während Cornelia Kreft die hellbraunen Bretter für das Hochbeet mit wasserfester Farbe anthrazit lasiert – die Kinder dürfen das noch nicht alleine. Die Kinder sind mit großem Spaß dabei, schippen geduldig Blumenerde in die braunen Behälter, greifen vorsichtig nach den dünnen grünblättrigen Pflanzen und buddeln sie ein. Die anderen reichen ihrer Erzieherin ein Brett nach dem anderen, halten es dort fest, wo noch keine Farbe hingekommen ist und fragen nach, wie genau die Hochbeete später aussehen werden.

„Hilfe zur Selbsthilfe“

Die 205 mal 80 Zentimeter großen Holzkästen, in denen neben den Nutzpflanzen später auch Blumen wachsen sollen, finanziert miteinander-füreinander, die Stiftung der Volksbank Köln Bonn – außerdem gehört der Kauf von kleinen Gartenkitteln, Besen, Schaufeln und den verschiedenen Pflanzerden zur 1.700-Euro-Spende. „Wir haben die Stiftung 2013 gegründet, um mit ihr den genossenschaftlichen Gedanken in die heutige Zeit zu übersetzen. Es geht darum, Mitglieder, die unverschuldet in Not geraten sind, und Initiativen unter dem Motto ,Hilfe zur Selbsthilfe‘ zu fördern – so wie die Kita hier. Das entspricht unseren genossenschaftlichen Prinzipien“, sagt Jürgen Pütz. Der Vorstandsvorsitzende der Bank, der sich mit Judith Jussenhofen über die Pflanzaktion austauscht, kennt viele der Projekte, die eines eint: Voraussetzung für eine Spende ist immer die Mitgliedschaft des Spendenempfängers bei der Volksbank Köln Bonn. Unterstützt werden etwa Fördervereine von Kindergärten und -gruppen – wie im Beispiel Köln-Porz –, Initiativen für kranke oder benachteiligte Kinder, Jugendzentren und -heime, Schulen und Hochschulen oder auch Initiativen und Heime für Altenhilfe oder -pflege.

Manchmal geht es aber auch um ganz kleine Hilfen, die viel bewirken. Jürgen Pütz erinnert sich an ein Kind, das eine Delfintherapie machen konnte, an eine ältere Dame, der der Umzug in eine kleinere, günstigere Wohnung finanziert wurde, oder an eine Familie, der der Einbau eines Treppenlifts bezahlt wurde, um ihr Kind, das im Wachkoma liegt, leichter durchs Haus bewegen zu können.

Rund 600.000 Euro vergeben

Seit ihrer Gründung konnte die Stiftung so mehr als zwei Dutzend Einzelmitgliedern helfen und über 100 Vereine und Institutionen mit Zuwendungen unterstützen – insgesamt wurden so knapp 600.000 Euro vergeben. Die Finanzierung funktioniert dabei nach einem einfachen, aber auch ungewöhnlichen Modell. Üblicherweise haben Stiftungen ein hohes Eigenkapital, aus dessen Erträgen die operative Arbeit finanziert wird. Bei miteinander-füreinander sieht das anders aus. „In der derzeitigen Niedrigzinssituation ist es ja auch sehr schwierig, Geld zu erwirtschaften“, sagt Pütz. Das ist aber nicht allein der Grund für den anderen Ansatz. „Wir wollten zeigen, wie wir alle gemeinsam Menschen in unserer Region unterstützen können.“ Und das geht so: Die vielen Mitglieder der Bank, die ja auch Miteigentümer sind, geben jährlich aus dem Jahresüberschuss – also aus ihrer eigenen Dividende – eine Spende in Höhe von 0,1 Prozent an die Stiftung. „So kamen letztes Jahr rund 133.000 Euro zusammen, mit denen wir viel erreichen können“, sagt Pütz. Die Bank gibt weitere 50.000 Euro, außerdem kommen Spenden hinzu, sodass insgesamt rund 200.000 Euro zur Verfügung stehen.

Die richtigen Abnehmer findet die Bank ebenfalls deswegen, weil sie so regional agiert. „Wir sind hier verwurzelt, unsere Mitarbeiter leben hier und wir gelangen an unsere Spendenempfänger ganz wesentlich über unsere Mitarbeiter in den Filialen. Die kennen die Gegebenheiten vor Ort, die wissen, wo Notlagen entstehen, und versetzen uns in die Lage, zu helfen“, sagt Jürgen Pütz. Auffällig ist dabei, dass die wenigsten Menschen sich selbst bewerben. „Da steht wohl oft im Weg, dass sie sich für die Bedürftigkeit schämen“, vermutet der Vorstandsvorsitzende. „Weil wir aber immer offen sind und gut zuhören, können wir in vielen Fällen vorsichtig nachfragen und dann auch etwas tun.“

Auch in Zukunft neugierig bleiben

Die Gemeinschaft, die Pütz beschreibt, stellt auch Judith Jussenhofen in der Kita in den Vordergrund. „Die gesamte Hochbeet-Aktion ist deswegen so gut, weil die Kinder mit eingebunden sind und alles direkt miterleben und -gestalten können“, sagt die Fördervereinsvorsitzende der Kita. „Das bringt ihnen die Themen Ernährung und Natur so viel näher und sorgt wirklich nachhaltig dafür, dass sie auch in Zukunft weiter neugierig bleiben.“