Mehr fürs Moor

Im Rahmen ihrer breit angelegten Nachhaltigkeitsstrategie setzt sich die Volksbank eG – Die Gestalterbank sehr gezielt, mit persönlichem Einsatz und vielen Mitteln für die Renaturierung der Moore in der Region ein. Denn: Vitale Moore sind ein sehr guter Kohlenstoffspeicher, binden das CO₂ im Boden und halten es so aus der Atmosphäre. Mit ihrem Projekt das „GestalterMoor“ trägt sie ganz bewusst zu mehr Umweltschutz in der Region bei. Sie vernetzt sich dafür mit den Fachleuten der Region, entwickelt Pläne und Zielvorgaben und setzt diese dann im Team um. Das ist spannend, erkenntnisreich, matschig und nass, zudem bringt es vor allem die Region in Sachen Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit ein bedeutsames Stück voran.

Mehr fürs Moor

Die Sonne scheint durch die Baumkronen auf die kleine Lichtung, Mücken schwirren den beiden Männern um den Kopf – aber die beiden lassen sich nicht beirren. „Auf drei!“, ruft Markus Röhl und nimmt auf seiner Seite den Griff der silbernen, 2 Meter langen Klappsonde in die Hand. Der Professor für Naturschutz und Vegetationskunde, der an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen forscht und lehrt, schaut rüber zu Thomas Bader, der die andere Seite hält. Der Bereichsleiter für Unternehmensentwicklung und Marketing in der Volksbank eG – Die Gestalterbank nickt, dann geht es los. „1, 2, 3“, zählt Röhl an, danach drücken die beiden kraftvoll und gleichmäßig auf das Werkzeug, das langsam, aber sicher im Boden verschwindet. An einem bestimmten Punkt stoppen die beiden wie auf ein geheimes Kommando, sie sind ein eingespieltes Team. Sie drehen die Klappsonde im Boden einmal um die eigene Achse, ziehen sie dann wieder heraus und öffnen den unteren Teil. Das Ergebnis: eine knapp 50 Zentimeter hohe Schicht, die für den Laien wie fein gestreiftes Erdreich aussieht.

Renaturierung ist das Ziel

Für Markus Röhl verbirgt sich dahinter aber ein Blick in lang zurückliegende Zeiten. „Hier sehen wir Erde aus der Nacheiszeit, mehrere Tausend Jahre alt, hier ist Tonerde, schau mal da, eine sehr gut erhaltene Schnecke – und hier ist verdichteter Torf“, beschreibt er, was die beiden mithilfe von Studentin Jenny Hammer aus knapp 1,5 Metern Tiefe nach oben befördert haben. Um den Torf geht es ihm vor allem. Die Arbeit hier im Waldstück, das zum baden-württembergischen Bad Dürrheim gehört, ist Teil eines Projekts, das der Biologe mit Unterstützung der Volksbank umsetzen kann: die Renaturierung von Mooren.

Seit 2019 arbeiten die beiden Institutionen dafür zusammen und tragen zu mehr Umweltschutz in der Region bei. Die Bedeutung der Moore für den Klimaschutz ist dabei gar nicht hoch genug einzuschätzen. „Es besteht im Wesentlichen aus Torfen, die über Jahrtausende entstanden sind“, sagt Markus Röhl. „In diesem langen Zeitraum haben sie die Treibhausgase eingelagert, die die Pflanzen beim Wachstum aus der Atmosphäre entnommen haben.“ In großer Menge: Moore nehmen zwar nur 3 Prozent der Landoberfläche ein, speichern aber weltweit bis zu einem Drittel des CO₂, das im Boden gebunden ist. Damit halten sie rund doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Erde zusammen aus der Atmosphäre.

Das Problem ist nur: Über 90 Prozent der Moore in Deutschland sind gestört, in Süddeutschland sind es sogar 95 Prozent. Der Grund: „Die Treibhausgase sind immer nur so lange gespeichert, wie das Moor nass bleibt. Die Menschen haben aber in den vergangenen Jahrhunderten stark in die Natur eingegriffen“, erklärt Markus Röhl. „Sie haben Gräben gezogen und die Moore damit trockengelegt oder den Torf als Brennmaterial genutzt.“ Hohe Wasserstände hingegen führen dazu, dass die Moorpflanzen wachsen, die Treibhausgase speichern und Torfe bilden. Gleichzeitig verhindert die Nässe, dass der bestehende Torf austrocknet und damit die gespeicherten Treibhausgase wieder in die Atmosphäre entlässt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Für nassere Verhältnisse

Die Renaturierung folgt daher einer einfachen Idee. „Wir versuchen, das Moor wieder in den ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen“, sagt Markus Röhl. Er deutet hinter sich, wo die Wasserflächen zu sehen sind. „Wir bauen hier Sperren ein, damit das Wasser länger im Moor bleibt und wir wieder deutlich nassere Verhältnisse bekommen.“ Um das umzusetzen, hat die Volksbank gemeinsam mit den Expertinnen und Experten der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtigen-Geislingen das Klima- und Naturschutz-projekt „GestalterMoor“ ins Leben gerufen. „Wir nehmen unsere Rolle in der Region ernst und haben vor einigen Jahren damit begonnen, in der Bank zu überprüfen, wie wir unsere CO₂-Emissionen Stück für Stück reduzieren können“, erläutert Thomas Bader. „Uns war schnell klar, dass wir das nicht komplett schaffen können und deswegen auch auf Kompensation setzen müssen“, sagt der Bereichsleiter, der die Nachhaltigkeitsstrategie der Bank mitentwickelt. Die Renaturierung des Moors bietet dafür den größten Hebel. „Außerdem tragen wir auch zu mehr Biodiversität bei, weil sich auch die Tier- und Pflanzenwelt im Moor erholt.“

Für das Projekt hat Markus Röhl zunächst mit seinem Team die Moore in der Region kartiert und das Vorgehen geplant – in enger Abstimmung mit der Forstverwaltung, weil die Maßnahmen auch Einfluss auf die Umgebung haben. Das Wichtigste sind 36 Sperren, um die im Moor vorhandenen Gräben zu verschließen und das Wasser anzustauen. Deren Bau hat die Gestalterbank ebenfalls unterstützt, auch mit handfester Hilfe.

Bank-Teams auf Moor-Mission

An sieben Samstagen sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bank am frühen Morgen ins Moor gefahren, haben 4,5 Meter lange Bohlen mit Muskelkraft in den Moorboden gerammt und damit das abfließende Wasser gestaut. Anschließend haben sie darüber Torf ausgebracht – „aufwallen“ heißt das im Fachjargon –, um die Lebensdauer der neu errichteten Sperren zu erhöhen.

An den freiwilligen Aktionen haben sich insgesamt rund 130 der 970 Beschäftigten beteiligt. „Wir hatten nie Probleme, die Termine voll zu bekommen“, erinnert sich Thomas Bader. „Das hat über Mund-zu-Mund-Propaganda funktioniert. Jeder, der einmal dabei war, hat später den Kolleginnen und Kollegen erzählt, wie viel Spaß es gemacht hat.“ Neben der gemeinsamen Arbeit, die immer mit einer zünftigen Vesper-Pause verbunden war, bekamen die Aktiven eine Urkunde als Nachweis dafür, dass sie jeweils 5 Tonnen CO₂ kompensiert haben – die Hochschule hatte das zuvor ausgerechnet.

Wenn die Arbeiten Ende 2023 beendet sind, stehen die übrigen Moorbereiche an. „Wir haben schon Interesse von Firmenkunden, die sich an solchen Aktionen beteiligen möchten“, erzählt Bader. „Es soll Führungen und Workshops geben“, sagt der Marketing-Chef, der auch auf Kurse für Schulen verweist. „Unsere Idee ist es, in der Region gemeinsam dafür zu sorgen, dass Nachhaltigkeit gelebt wird – mit einem solchen Projekt gelingt das besonders gut.“