Türen auf, Kunst rein!

Seit vielen Jahren ist die VR-Bank in Südniedersachsen eG Premiumpartner des Festivals DenkmalKunst – KunstDenkmal. Neben der Bereitstellung beachtlicher finanzieller Mittel engagieren sich zudem viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ehrenamtlich für dieses auch überregional strahlende Kulturevent, das Leben, Licht, Kunst und Klang in leer stehende Fachwerkhäuser der Innenstadt von Hann. Münden bringt. Es belebt die Stadt mit über 7.000 Besucherinnen und Besucher und weckt das Bewusstsein für den Wert und Erhalt der vielen leer stehenden Bauwerke im Zentrum. Es passt also perfekt zum Wirken und Wesen der Bank.

Türen auf, Kunst rein!

Von außen sieht das Haus in der Ziegelstraße 20 mitten in der historischen Altstadt von Hann. Münden wunderschön aus. Die braune und hellgelbe Fachwerkfassade, die sich über fünf Stockwerke zieht, wird von 39 Fenstern gegliedert, im dritten Stock in der Mitte prangt die Zahl 1520. Ungefähr in diesem Jahr wurde das Gebäude gebaut, das zu den rund 540 prächtigen Fachwerkhäusern aus sechs Jahrhunderten in der Mittelstadt in Südniedersachsen gehört. Im 19. Jahrhundert beherbergte das Haus, in dem in den vergangenen 500 Jahren Hunderte Menschen gelebt haben, eine Gummifabrik, im Erdgeschoss hat sich mittlerweile ein Supermarkt angesiedelt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Etagen darüber aber blieben in den vergangenen Jahren mehr oder weniger ungenutzt. Doch heute ist die Eingangstür offen. Zwei Etagen geht es nach oben, durch ein enges Treppenhaus, über ausgetretene Stufen, bis man durch eine niedrige Tür den dritten Stock betritt. Hier liegen mehrere kleine Zimmer, die stark sanierungsbedürftig sind. Der Kunst, die es hier zu entdecken gibt, macht das aber nichts. Die großformatigen Porträts und kleinen Postkarten, aber auch beeindruckende Installationen von Künstlerinnen und Künstlern wie Christiane Crewett-Bauser, Klaus Kaufmann, Schirin Khorram und Janice Orth zum Beispiel füllen den Raum mit Kreativität und Sinn.

Leerstehendes zugänglich machen

Die Ausstellung hier ist Teil des Festivals DenkmalKunst – KunstDenkmal (DKKD), das im Oktober 2022 zum siebten Mal in der Altstadt von Hann. Münden stattfand. Tagsüber wurden dabei rund 15 historische Gebäude mit Ausstellungen bespielt, nachmittags und abends fanden an 22 Orten Musik, Theater, Kabarett, Lesungen, Film und Performances statt. Die Idee zum Festival sei 2006 mehr oder weniger ein Akt des Widerstands gewesen, erzählt Hermann Staub. „Damals sollte ein Ensemble in der Innenstadt – das Geschäft Eisen Meurer mit Nebengebäuden und Scheunen – abgerissen werden. Stattdessen wollten Investoren dort eine Einkaufspassage bauen“, erinnert sich der 1. Vorsitzende des Vereins DenkmalKunst. Die Lichtdesignerin Uta von Schenck und der Hotelier Bernd Demandt entwickelten das Konzept, das bis heute Gültigkeit hat: leer stehende Geschäfte und Wohnungen, Kirchen und Wehrtürme für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen und mit Kunst wiederzubeleben.

Der Verein DenkmalKunst, der das Festival veranstaltet, verfolgt gleich mehrere Ziele. „Die Hann. Mündener Bürgerinnen und Bürger hatten ihre Altstadt bisher oft durch Verfall und Leerstand kennengelernt. Nun sahen sie die Häuser auf einmal in einem ganz neuen Licht und auch die Perspektiven, die diese boten“, sagt Hermann Staub. Gleichzeitig sorgte die gestiegene Attraktivität auch dafür, dass Häuser neue Besitzer fanden, die diese dann sanierten und damit auch die Stadt nach vorn brachten. Und nicht zuletzt kommen Besucherinnen und Besucher in die Stadt. „Rund 7.000 Menschen nahmen im Jahr 2022 an unseren Veranstaltungen teil, wobei in dieser Zahl auch die Mehrfachbesuche durch Dauerkarten-Inhaber enthalten sind“, erzählt Staub, der damit sehr zufrieden ist.

VR-Bank in Südniedersachsen ist Premiumpartner

Die Kosten lassen sich durch den Kartenverkauf allerdings nicht decken, das ist klar. Die meisten bildenden Künstlerinnen und Künstler werden zwar durch Drittmittel unterstützt, die die Aufbauhonorare und Fahrtkosten übernehmen – aber die Bands und Musikerinnen und Musiker bekommen Gagen, die Technik und die Materialien kosten ebenfalls viel Geld. Daneben muss das DKKD-Festival etwa Versicherungen, GEMA- und andere Veranstaltungskosten bezahlen. Das Festival setzt deswegen neben öffentlichen Fördermitteln auf Sponsoren und dabei vor allem auf die VR-Bank in Südniedersachsen eG, die als Premiumpartner einen beachtlichen Teil des Budgets deckt.
Im Packhof, einem alten Lagergebäude von 1837 am Rande der Innenstadt, schaut sich Folkert Groeneveld in einem stimmungsvollen weitläufigen Lagerraum im ersten Stock die Kunst an, die hier ausgestellt ist. Der Vorstandsvorsitzende der Bank ist begeistert, spricht mit einer Künstlerin, bleibt länger vor einigen Werken stehen, um diese in Ruhe zu betrachten. Für ihn ist das DKKD eine Institution in der Stadt, die es zu unterstützen lohnt. „Wir beteiligen uns gemeinsam mit der VR-Stiftung der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Norddeutschland finanziell, aber auch personell, indem einige unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in der Region wohnen, leben und arbeiten ehrenamtlich helfen.“ Als regionales Kreditinstitut sei die Bank der natürliche Partner eines solchen regionalen Kulturfestivals, erklärt Folkert Groeneveld.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Die Lebensqualität erhöht sich“

Die Rolle des DKKD könne dabei gar nicht hoch genug geschätzt werden: „Das Festival hat eine große Bedeutung für die Wirtschaft, aber auch für das Netzwerken in unserer Region. Menschen begegnen sich, es findet ein Austausch statt, die Lebensqualität erhöht sich“, sagt der Bankvorstand. Neben der Kultur findet auch er die Wiederbelebung der Häuser enorm wichtig: „Fachwerk-Innenstädte bedeuten eine große Aufgabe, um die Substanz und den Wohnwert zu erhalten.“ Das Engagement wird auch von außen wahrgenommen. Im Dezember 2021 ist das DKKD vom Netz der Regionen, einem Zusammenschluss von Kommunen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, als eines von zwölf Leuchtturmprojekten ausgewählt worden.

Die Bemühungen haben sich gelohnt. Eine Reihe von Häusern haben in den letzten 15 Jahren neue Besitzerinnen und Besitzer gefunden, die diese saniert und wieder auf den Wohnungsmarkt gebracht haben. Mehr Menschen als früher, das ist die Beobachtung von Hermann Staub, wollen wieder in der Innenstadt leben. Außerdem hat sich durch das Festival ein Netzwerk auf ganz verschiedenen Ebenen gebildet. Um zum Beispiel mehr für die Gebäude tun zu können, gründeten die Aktiven im Jahr 2013 die Bürgergenossenschaft Mündener Altstadt eG, die mittlerweile gemeinschaftlich fünf Fachwerkhäuser und eine Lagerhalle gekauft hat und sukzessive saniert. Rund 400 Mitglieder hat die Organisation inzwischen, die als Folge des DKKD gegründet wurde. Sie geht dafür recht beispiellos vor: Die Gebäude kauft die Genossenschaft für einen kleinen Preis – manche Häuser sind unter 1.000 Euro zu bekommen – und steckt dann Tausende Stunden an Eigenleistung in die Sanierung. Anschließend werden die Wohnungen und Läden vermietet. Den Start dazu gab übrigens die Fachwerkperformance „9 × 24“: Während des DKKD 2013 sollte ein Haus in 9 mal 24 Stunden saniert werden, durch Privatleute und Handwerker, die von der Gastronomie verköstigt wurden. Das gelang nicht ganz, aber das Projekt konnte, ganz überwiegend durch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, bis 2015 erfolgreich abgeschlossen werden.

20.000 Stunden ehrenamtliche Arbeit

Das Engagement zieht sich durch ganz Hann. Münden und hat auch Bärbel Brockhoff überzeugt, sich zu beteiligen. Für das Festival-Team ist sie seit rund zehn Jahren im Organisationsteam tätig. „Ich habe mir 2009 das Festival angeschaut und bin wie ein Tourist durch meine eigene Stadt gelaufen“, erinnert sie sich an ihre Initialzündung. Als der Aufruf für das nächste Event kam, hat sie sich direkt gemeldet und ist seitdem dabei. 2019 professionalisierte sich die Organisation: In acht Arbeitsgruppen bereiten rund 50 Ehrenamtliche wie Bärbel Brockhoff zwei Jahre lang das nächste DKKD vor. Weitere 150 arbeiten dann während der Veranstaltungen als Aufsicht, stellen Stühle auf, legen Stromleitungen oder räumen anschließend wieder auf. Insgesamt, so schätzt Hermann Staub, kommen so 20.000 Stunden ehrenamtliche Arbeit zusammen. Und nicht zu vergessen: „Die Gastronomen und Hoteliers machen auch mit, sie bieten zum Beispiel kostenfrei oder zu stark ermäßigten Preisen Essen und Übernachtungsplätze für die Künstler“, ergänzt Bärbel Brockhoff.

Die Arbeit ist nicht nur gut für das Festival, sagt die Rentnerin. „Es hilft auch manchen Menschen, Kontakte zu schließen. Wer etwas tun will, kann das auch machen.“ So bildet sich ein Wir-Gefühl in der Stadt, eine Community. Das Engagement motiviert immer auch andere, wie ein Schneeballeffekt. Der einzige Wermutstropfen momentan: „Der größte Teil unseres Teams ist schon im Rentenalter, deswegen bemühen wir uns, auch jüngere Menschen für die Mitarbeit zu begeistern“, sagt Bärbel Brockhoff.

Verbindende Elemente

Dabei soll auch das Programm helfen. Am vorletzten Abend zeigt dieses einen ziemlichen Kontrast in Rufweite: Im Rittersaal des Welfenschlosses Münden tritt die Coverband True Collins auf, die Genesis- und Phil-Collins-Klassiker spielt. Das restlos begeisterte Publikum – 30 der rund 300 Besucherinnen und Besucher sind auf Einladung der VR-Bank da – hält es nicht auf ihren Plätzen. Sie gehen begeistert mit, kennen alle Songs, die sie zumindest im Refrain unisono mitsingen. Direkt gegenüber, nur drei Minuten zu Fuß über den Schlossplatz, tritt im Geschwister-Scholl-Haus die Rapperin Pearls auf. In dem gut gefüllten Raum zucken die farbigen Lichter zu den harten Beats. Es sind viele junge Leute da, aber eben auch ältere, und manche kommen auch nach dem True-Collins-Konzert einfach rüber, die Festival-Tickets gelten ja für alle Veranstaltungen. Und so macht das DKKD nicht nur alte Immobilien wieder attraktiv – es verbindet auch die Menschen in Hann. Münden.