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50 Jahre „jugend creativ“: Kreativitätsförderung aus Überzeugung

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„Wenn wir die Gussformen des Bekannten zerbrechen und etwas Neues schaffen, dann verwenden wir dazu alle dieselbe Software des Gehirns.“
David Eagleman und Anthony Brandt in „Kreativität“, Siedler Verlag, 2018, Seite 14

Kreativität ist ein gefragtes Gut. Kreative Köpfe werden benötigt, wenn es darum geht, mit den digitalen Veränderungen unserer Gesellschaft Schritt zu halten. Stärker denn je ist es aufseiten vieler Unternehmen erwünscht, Dinge gegen den Strich zu denken, neue Ideen auszuprobieren, gewohnte Strukturen aufzubrechen. Kreativitätsförderung wird immer wichtiger…

Es gibt wohl kaum eine Branche, die nicht nach neuen Ideen dürstet, um den – insbesondere durch die Digitalisierung – großen Herausforderungen künftig gerecht werden zu können. Gute Einfälle sind gefragt, neue Methoden. Am liebsten schnell, am liebsten sofort anwendbar.

Gute Ideen gesucht

Kreativlabore, Innovationlabs, Denkfabriken werden gegründet, um vor allem eines hervorzubringen: gute Ideen. Betriebliche Strukturen werden zuweilen geändert, um bestenfalls alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu motivieren, kreativ und frei von Formalismen zu denken und daraus neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Hierarchien werden aufgelöst, um eine unternehmensübergreifende Erfinderkultur zu wecken – sei es bei „Space 10“ von Ikea, im Merck Innovation Center oder in den AppHäusern von SAP.

„Die große Chance der Innovation Center besteht darin, den hier zweifelsohne anzutreffenden kreativen Spirit zielgerichtet für die aktive Zukunftsgestaltung zu nutzen.“
Sven Poguntke in „Corporate Think Tanks“, Springer Gabler 2016, Seite 29

Neue Begrifffe entstehen. Innovative Denkmodelle werden immer beliebter: „Design Thinking“, „Business Model Canvas“ oder auch Lego® Serious Play®. Auch wenn es hier natürlich grundsätzliche Unterschiede gibt, geht es im Kern dieser Modelle darum, in Unternehmen ideale Rahmenbedingungen für zielgerichtete und ergebnisorientierte Kreativität zu schaffen. Kreatives Spinnen wird hier zum Leitprinzip, ohne dabei jedoch der Beliebigkeit Tür und Tor zu öffnen. Aber wo sollen die kreativen „Spinner“ so schnell und plötzlich alle herkommen?

Ganz gewiss ist es von Vorteil, wenn Personen imstande sind, scheinbar schlichte Vorgänge kreativ zu betrachten, sie auszuschmücken, sie zu überzeichnen oder sie auch einmal ganz grundsätzlich infrage zu stellen. Schließlich besteht der Kern der Kreativität darin, sich Dingen auch mal aus ganz anderen Blickwinkeln zu nähern und Prozesse grundlegend neu zu denken.

Kindliche Kreativität

Das Fundament für diese Fähigkeit wird schon sehr früh gelegt – häufig bereits im Kindesalter. So ist die Förderung von Kreativität bei Kindern ein sehr wichtiger Grundstein für die Persönlichkeitsentwicklung. Man muss nur Kindern beim freien Malen zuschauen, um zu erkennen, was für ein Potenzial in ihnen schlummert und geweckt werden möchte. Hier werden Situationen und persönliche Erfahrungen bunt miteinander vermischt, Inhalte fließen frei assoziiert ineinander, neue Fantasiewelten entstehen. Und fragt man die Sprösslinge dann, was das denn nun alles zu bedeuten hat, zeugt die Erklärung häufig von einem höchst kreativen Umgang mit der Welt, die sie umgibt. „Wow! Auf so eine Idee muss man erst einmal kommen“, schwärmen da die Erwachsenen und wünschen sich vielleicht insgeheim, auch wieder in das Reich der kindlichen Fantasie zurückkehren zu können, um sie für die komplizierte Gegenwart nutzbar zu machen. Wenn es denn so einfach wäre … Kurzum: Kreativität ist essenziell, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht werden zu können. Vielleicht sogar essenzieller denn je.

Gründer als Gestalter

Blickt man auf die Struktur der Volksbanken und Raiffeisenbanken erkennt man, dass es ihren Gründern Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch – bei aller fachlichen Brillanz – auch an Kreativität ganz gewiss nicht mangelte. So war die Gründung und Entwicklung von Genossenschaften doch zweifellos ein höchst innovativer, kreativer und zugleich zukunftsweisender Ansatz, der es kleinen Unternehmen ermöglichte, vermeintlich übermächtigen, großen Entwicklungen gemeinsam Herr zu werden. Es fällt nicht schwer dies auch auf die Gegenwart zu beziehen: #Digitalisierung.

Die gegenseitige Förderung ist, wie von den Gründern bereits angelegt, bei den Genossenschaftsbanken weiterhin ein alle Partner verbindendes Wesensmerkmal. Diese Förderung ist jedoch kein Selbstzweck, sondern reicht bis zur Förderung gesellschaftlicher Anliegen.

Kunst und Kultur

Das alljährlich große Engagement der Genossenschaftsbanken in Deutschland belegt dies immer wieder aufs Neue. Neben der Förderung von finanzieller Bildung in den Schulen, des sozialen Zusammenhalts und sportlicher Aktivitäten spielt vor allem auch die Förderung von Kreativität für die Kreditgenossenschaften eine große Rolle. So geben 90 Prozent aller Genossenschaftsbanken in Deutschland bei der BVR-Engagementumfrage 2019 an, sich für die Bereiche Kunst und Kultur zu engagieren.

Mit ihrem nun seit bereits fünf ganzen Jahreszehnten etablierten internationalen Jugendwettbewerb „jugend creativ“ prägen die Volksbanken und Raiffeisenbanken die kreative Entwicklung von Kindern und Jugendlichen mit. Sie animieren zur künstlerisch-kreativen Auseinandersetzung mit der Welt, die uns umgibt, und fördern ihre Gestaltung. Dazu passt, dass Kinder und Jugendliche Jahr für Jahr die mit Abstand am stärksten berücksichtigte Zielgruppe des gesellschaftlichen Engagements der Genossenschaftsbanken sind. 97 Prozent der Institute gaben für 2019 an, sich für diese Zielgruppe zu engagieren.

Unkonventionelles Denken

Damit tragen die Kreditgenossenschaften gezielt zur Förderung der zukünftigen Entwicklung unserer Gesellschaft bei und übernehmen dafür Verantwortung. Sie treten auch da auf den Plan, wo der Staat sich teilweise zurückzieht. Dies betrifft die Förderung von Kreativität in der Schule, aber auch die Förderung von Finanzbildung. Es braucht nicht viel Fantasie, um vorauszusagen, dass kreatives, unkonventionelles Denken künftig gefragter sein wird denn je. Umdenker und Neudenker werden benötigt, um die Herausforderungen von morgen mit der nötigen Inspiration, aber auch mit einer Prise Pragmatismus angehen zu können. Die Förderung der Gestalter der Gesellschaft von morgen kann gar nicht früh genug beginnen. Die Kreditgenossenschaften tragen aktiv ihren Teil dazu bei.

„Wer Innovation nicht verhindern will, muss Menschen sich frei entwickeln lassen. Das ist die schwierigste Übung von allen.“
Wolf Lotter in „Innovation“ Edition Körber 2018, Seite 16.