Zählbares für die Zukunft

Bildungspartnerschaften, Börsenspiele, Seminare, Bewerbertrainings: Die Volksbank Allgäu-Oberschwaben eG hat ein umfassendes Konzept – den VBAO-SchulService – entwickelt, um die finanzielle Bildung der Schülerinnen und Schüler in ihrem Geschäftsgebiet zu stärken. Sie übernimmt dadurch ganz bewusst und aktiv Verantwortung für den Nachwuchs und macht ihn fit für die Zukunft. Dafür schlüpft auch Vorstandssprecher Josef Hodrus gern in die Rolle des Lehrers und Erklärers.

Zählbares für die Zukunft

„Oh, so einen hatte ich noch nie“, sagt Melissa und hält das gelbliche Papier des 200-Euro-Scheins in die Höhe. „Darf ich den behalten?“, ruft Dennis und lacht, während Josef Hodrus schmunzelnd daneben steht. Der Vorstandssprecher der Volksbank Allgäu-Oberschwaben eG hat eben an die Schülerinnen und Schüler der 8c der Realschule Bad Wurzach Geldscheine verteilt, im Wert von 5 bis 200 Euro. Genau anschauen sollten sich die 13- und 14-Jährigen die Scheine, tasten, fühlen, gegen das Licht halten. „Welche Sicherheitsmerkmale gibt es denn beim Papiergeld?“, fragt er dann, während er von einem zum anderen schaut. Lena meldet sich: „Das Papier ist ganz besonders“, sagt die Schülerin. Richtige Antwort, Josef Hodrus nimmt dann Melissa dran. „Das Wasserzeichen“, antwortet sie und zeigt mit ihrem rechten Zeigefinger auf das Zahlungsmittel. Lena meldet sich wieder und deutet auf die leichte Verdickung im Papier. „Hier zieht sich der Sicherheitsfaden durch“, beschreibt sie ein weiteres Beispiel.

20 Bildungs­partnerschaften

So geht es weiter im kleinen Seminar, das Josef Hodrus heute für die Schülerinnen und Schüler anbietet. Es ist Teil eines groß angelegten Programms, das die Bank seit zehn Jahren organisiert. „Wir haben 20 Bildungspartnerschaften für Schulen in der Region übernommen, um die finanzielle Allgemeinbildung zu stärken“, sagt der Vorstand, der selbst ab und zu noch die Kurse übernimmt. „Ich habe damals im Freundeskreis gemerkt, dass bei jungen Menschen das Wissen über den Umgang mit Geld und Finanzen zu kurz kommt“, sagt der zweifache Vater, „zum Beispiel beim Thema Verschuldung, das bei immer mehr Jugendlichen eine Rolle spielt.“

In dem heutigen Kurs geht es ­deswegen vor allem auch um die Grundlagen: Hodrus vermittelt neben dem Wissen über die Geldscheine einen Eindruck von dem, was die Aufgaben einer Bank sind, welche Arten von Konten und Krediten es gibt oder wie Girokonten funktionieren. Außerdem bietet die Bank Kurse zur Geschichte des Geldes – vor allem für Jüngere – oder Tipps für den Berufsstart, Betriebsbesichtigungen, Bewerbertrainings, Börsenspiele oder Praktikumsplätze an.

Die Volksbank Allgäu-Oberschwaben eG lässt sich das Engagement für die Gymnasien, Real- und Gemeinschaftsschulen in der Region, das über die hauseigene Stiftung finanziert wird, einiges kosten. Eine Mitarbeiterin im Marketing beschäftigt sich einen Gutteil ihrer Arbeitszeit mit den Schulpartnerschaften. Die Bank wendet dafür, wie Hodrus kurz überschlägt, einen mittleren fünfstelligen Betrag für die Projekte inklusive der Personalkosten auf – beim Börsenspiel zum Beispiel sind auch die Anlageberater dabei.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Paradebeispiel für außerschulisches Lernen

Für Frederic Charles, der als Klassenlehrer der 8c heute dabei ist, ist die Bildungspartnerschaft ein gutes Beispiel dafür, wie Schulen Jugendliche auf das Leben vorbereiten sollten. „Neben dem schu­lischen spielt bei uns auch das außerschulische Lernen eine wichtige Rolle“, sagt Charles, der sich an vielen Stellen für die Berufsvorbereitung der Schülerinnen und Schüler engagiert. „In der Schule versuchen wir immer, Fenster für die Jugendlichen zu öffnen, aus denen sie in die Welt schauen können“, nutzt er ein Bild, um die eigene Rolle zu verdeutlichen. „Aber es bleiben eben immer nur Fenster. Die Schülerinnen und Schüler müssen hinaus, vor allem in die Wirtschaft.“ Diese werde immer komplexer und im Unterricht immer schwerer vermittelbar – und daher müssten die Kinder so viel wie möglich selbst erfahren. Die Jugendlichen gehen deswegen in Werkstätten, in den Wald, auf Messen – und eben in Bankgebäude, um dort zu lernen und Kontakte zu knüpfen. „Nur in der Atmosphäre vor Ort können wir authentische Erlebnisse schaffen“, sagt Charles.

Ziel: Wirtschaftliche Selbstständigkeit

Gerade beim Thema „Finanzielle Bildung“ sei der Bedarf sehr hoch. „Erst gestern habe ich gelesen, dass 44 Prozent der Jugendlichen nichts mit dem Begriff Infla­tionsrate anfangen können. Das ist ein klarer Beleg dafür“, erklärt der Lehrer. Die Schule und natürlich das Elternhaus, aber eben auch die außerschulischen Bildungspartner müssten junge Menschen an die Hand nehmen und in die wirtschaftliche Selbstständigkeit begleiten. Ein weiterer Aspekt neben Wissen und Können sei, dass die Jugendlichen Erfahrungen sammeln – und auch Selbstbewusstsein. „Sie kommen heute mit einem echten Bankvorstand ins Gespräch, sehen, dass er ein Mensch ist wie du und ich – und dadurch werden auch Hemmschwellen abgebaut.“

Josef Hodrus hört das gern, weil er weiß, dass Karrieren nicht immer nur einfach sind. Er selbst hat zuerst den Hauptschulabschluss gemacht und sich dann über die Wirtschaftsschule und das Fachabitur zur Bankausbildung und dann zum Diplom-Betriebswirt weitergearbeitet. Mit nur 29 Jahren wurde er 1997 Vorstand in der Bank, seit 2017 ist er auch ihr Vorstandssprecher. „Wir gehen die Bildungspartnerschaften auch deswegen so gern ein, weil wir die Schulen, die viele andere Aufgaben haben, aber auch die Elternhäuser bei der finanziellen Bildung unterstützen möchten“, sagt Josef ­Hodrus. „Und wir freuen uns natürlich auch, wenn wir manche Schülerinnen oder Schüler hier im Praktikum oder sogar in einer Ausbildung wiedersehen.“

Für Lena, die das Seminar genau verfolgt, war das Thema Finanzen auch schon zuvor interessant. Sie hat viele Fragen, zum Beispiel, wie Geld hergestellt wird, wer es produziert und vor allem, warum so ein konkreter Wert dahinterstehen kann. „Es ist ja eigentlich nur Papier“, sagt die 14-Jährige, die ihr eigenes Wissen über Finanzen als „nicht sehr hoch“ einschätzt.

Das Seminar hat ihr deswegen großen Spaß gemacht. „Ich fand es sehr spannend, einmal zu erfahren, wie man Falschgeld erkennt und wie man sich dann auch verhalten muss, wenn man es bekommt“, sagt Lena, die gleich noch ein paar Wünsche hat: „Mich würde das Thema Börse sehr interessieren, wie da mit den Aktien gehandelt wird, welche Risiken es gibt und wie man damit Geld verdienen kann.“ Für die Jugendliche und ihre Schulkameradinnen und -kameraden ist das Ziel des Seminars jedenfalls erreicht: Das Interesse an Finanzen ist geweckt, die Zukunft kann kommen.