Fördern, fordern, fondssparen

Mit einem eigens aufgelegten Fonds verbindet die Volksbank Kraichgau die Themen nachhaltige Geldanlage und gesellschaftliches Engagement. Sie verzichtet auf 25 Prozent ihrer Verwaltungsvergütung und lässt dieses Geld Kitas und Schulen, aber auch Natur- und Umweltprojekten zugutekommen. Die Bank integriert so Nachhaltigkeit in ihren Alltag, lebt und vermittelt genossenschaftliche Werte und macht sich überzeugend für ihre Region stark. Dies trägt bereits zahlreiche Früchte. Ein paar davon sind im Grünen Klassenzimmer zu bestaunen.

Fördern, fordern, fondssparen Kraichgau

Die Sonne knallt heute auf die Streuobstwiese am Rande von Sinsheim, es ist heiß, fast 30 Grad. Den Kindern, die unter dem Sonnensegel auf Baumstümpfen sitzen, macht das nichts aus. Sie sind laut und bewegen sich viel, manchmal vielleicht sogar ein bisschen zu viel. Stillsitzen macht eben keinen Spaß. Und ist für einige der zehn acht- bis zehnjährigen Schülerinnen und Schüler auch gar nicht so einfach. Tina Eibich ermahnt die Gruppe, nett und freundlich, aber auch sehr bestimmt und verteilt dann die Aufgaben. Die Kinder schauen auf die Zettel, die ihre Lehrerin auf einem Klemmbrett befestigt hat. Manche von ihnen können schon recht gut lesen, sie entziffern die erste Aufgabe. Anschließend geht es los, jeweils zu zweit und für insgesamt anderthalb Stunden – und Tina Eibich kann gar nicht so schnell gucken, wie sich ihre Schülerinnen und Schüler auf der Wiese verteilen.

Grünes Klassenzimmer

„Unsere Kinder brauchen Bewegung, aus ganz verschiedenen Gründen“, sagt Jana Bernhard, die oberhalb der Wiese das Treiben beobachtet. Die Konrektorin der Carl-Orff-Schule ist heute mit zum Grünen Klassenzimmer gekommen, wie das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum (kurz SBBZ) mit dem Förderschwerpunkt Lernen die Wiese nennt. „Wir haben Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf im Bereich Lernen, die sich oft nur sehr kurz konzentrieren können. Manche haben auch ADHS, sodass sie ebenfalls nicht lange auf einem Stuhl sitzen können.“ Für sie bietet das Lernen außerhalb der Klassenräume enorme Vorteile, sagt Jana Bernhard, ebenso wie für diejenigen, die mit Lernschwierigkeiten aus einem Zuhause kommen, das ihnen – unter anderem wegen Sprachbarrieren – nicht so viel Bildung mitgeben kann. „Hier draußen können wir handlungsorientierte Projekte mit ihnen durchführen, sodass sie wirklich etwas schaffen können.“

Lena und Ensar sind ein gutes Beispiel dafür, wie das Grüne Klassenzimmer das Lernen fördert, ohne die Kinder zu überfordern. Sie stehen gerade vor einem Baum, der auf den ersten Blick aussieht wie alle anderen. Aber die beiden haben kleine, natürlich im Frühsommer noch unreife Birnen entdeckt. „Frau Eibich, Frau Eibich, das ist ein Birnbaum“, ruft Ensar aufgeregt, während er eine der kleinen Früchte anfasst. „Darf ich die abmachen?“, fragt er. „Klar, dann kannst du dir die genauer anschauen“, sagt die Lehrerin, die direkt die erste Aufgabe im Blick hat. „Schaut doch mal, wie viele Birnbäume es hier gibt.“ Ensar rennt los, Lena bleibt erst mal stehen. Sie schaut die Bäume an, „Das andere hier sind alles Äpfel.“ Tina Eibich lächelt, dann ruft sie die beiden wieder zu sich. „Schaut mal auf die Form der Blätter, da könnt ihr sehen, dass die ganz unterschiedlich sind.“ Sie verrät dann auch direkt die Lösung: Ein einziger Baum trägt Birnen, der Rest sind alles Apfelbäume.

Weiter geht’s zur nächsten Aufgabe. „Wie heißen die blauen Beeren, die im Herbst an den Hecken wachsen?“, lautet diese. Ensar albert gerade mit einem anderen Jungen herum, er wird gebeten, doch eben mit an den Rand der Wiese zu kommen. Die beiden raten, „Blaubeeren“, heißt die erste ziemlich naheliegende Antwort. „Nein, erinnert euch doch mal, wir haben daraus Sirup gemacht. Das Wort fängt mit ,Sch‘ an“, sagt Tina Eibich. Nach mehrmaligem Raten folgt die Lösung, die Ensar einfällt: Schlehen. Anschließend legen die beiden aus Zweigen, die in einer Kiste vom Obstbaumschnitt aus dem Frühjahr übrig sind, ein Dreieck, ein Viereck und einen Kreis.

Lernen, ohne es zu merken

Zählen, die Früchte und Pflanzen in der Natur kennenlernen, geometrische Formen erkennen – zum Grünen Klassenzimmer gehört eine ganze Bandbreite von Aufgaben. „Das ist das Spannende daran: Wir können hier richtig viele Themen aus der Schule vermitteln, manchmal sogar so, dass die Kinder gar nicht richtig merken, dass sie lernen“, sagt Tina Eibich. „Außerdem können wir den Kindern die Natur nahebringen und ihre Sinne schärfen.“ Das sieht dann so aus: Ensar und Lena knien vor einem Hochbeet, Ensar reibt ein Blatt zwischen den Fingern. „Das riecht nach Tomate!“, ruft er. Und hat wieder etwas gelernt.

Tina Eibich verbindet Lernen immer wieder auch mit Bewegung, zum Beispiel indem zwei Gruppen gegeneinander spielen. Auf großen Würfeln stehen Aufgaben aus verschiedenen Bereichen: Mathematik, Deutsch oder Sport. „In Mathe geht es darum, eine Plus- oder Minus-Aufgabe zu rechnen, in Deutsch darum, etwas mit Buchstaben zu erraten – und in Sport oder Bewegung darum, Körperkoordination zu schulen oder zu zählen und zu hüpfen“, sagt Tina Eibich.

Während die Schüler gerade mitten in Aktion sind, beobachtet Klaus Bieler aus dem Hintergrund das Geschehen. Interessiert und aufmerksam schaut der Vorstand der Volksbank Kraichgau zu, wie die Kinder lachend und manchmal auch sehr ehrgeizig die Spielstationen durchlaufen. Die Bank fördert das Grüne Klassenzimmer als Teil ihres Nachhaltigkeitsengagements. „Das Projekt hat uns von Anfang an wirklich sehr begeistert. Das eigenständige Forschen, das Entdecken der Natur und das Sensibilisieren für den Umgang damit – genau das wollen wir mit unserer Förderung bewirken“, sagt Klaus Bieler. Diese ist Teil einer Nachhaltigkeitsstrategie, die vier Handlungsfelder hat. Die Bank fördert das Gemeinwesen, den ökologischen Gedanken und die Umwelt, den Arbeitsplatz und damit die Mitarbeitenden und die Kunden. „Wir machen das immer mit Bezug zur Region, um hier vor Ort etwas erreichen zu können.“

Finanzierung per Nachhaltigkeitsfonds

Für die Finanzierung hat die Volksbank Kraichgau einen besonderen Ansatz gewählt. Sie hat einen Nachhaltigkeitsfonds aufgelegt und verzichtet auf einen Teil der Verwaltungsvergütung, der für nachhaltige Projekte zur Verfügung gestellt wird. „Wir wollten die Geldanlage mit der Region verbinden und gleichzeitig unser Kerngeschäft mit unserem gesellschaftlichen Engagement“, erklärt der Bankvorstand die Idee. Die Bank managt den Volksbank Kraichgau Fonds – Nachhaltigkeit selbst und hat so in der Hand, wie das Geld der Kunden angelegt wird. Dabei investiert sie nicht in Werte, die gegen die festgelegten Ausschlusskriterien wie beispielsweise Verletzung der Menschenrechte, Kinderarbeit und Umweltzerstörung verstoßen. Außerdem werden Investments anhand der ESG-Kriterien überprüft, die ökologische und soziale Aspekte sowie die Art der Unternehmensführung in den Blick nehmen.

„Seit 2017 haben über 1.500 Kunden den Fonds gezeichnet und wir konnten so mehr als 150.000 Euro Fördergelder in die Region bringen“, sagt Klaus Bieler. Mit dem Geld aus dem Nachhaltigkeitsfonds unterstützt die Bank eine ganze Reihe von Projekten, unter anderem Obst- und Gartenbau-, Heimat- oder Naturvereine, die sich für ein nachhaltiges Wirtschaften engagieren, oder eben Kitas, Kindergärten und Schulen, die Nachhaltigkeit in ihren Alltag integrieren, Werte vermitteln und Wissen weitergeben.

Nachhaltigkeit erfahrbar machen

Jana Bernhard, Tina Eibich und die Kinder der Carl-Orff-Schule passen da gut hinein. Wer sie auf der Streuobstwiese beobachtet, sieht sofort die Begeisterung, mit der sich die Gruppe dort bewegt. Für die Lehrerin ist die Unterstützung enorm wichtig. „Wir haben zum Beispiel von der Volksbank den Bauwagen bekommen, in dem wir Material lagern oder den wir auch mal bei Regen nutzen können“, sagt Tina Eibich. Und diese Ausstattung führt dazu, dass das wichtige gesellschaftliche Thema Nachhaltigkeit jedem bewusst werden kann, ergänzt Jana Bernhard. „Wir können es auch den Schülerinnen und Schülern, die das zu Hause vielleicht nicht so mitbekommen, nahebringen. Sie werden so Teil des Ganzen und können Natur direkt erleben.“