Vor 15 Jahren hat die Volksbank Hildesheim-Lehrte-Pattensen die „Nacht der Bewerber“ initiiert. Seitdem bringt sie dort gemeinsam mit über 50 weiteren Betrieben einmal im Jahr die Unternehmen der Region mit den jungen Menschen der Region zusammen. Sie leistet damit einen wichtigen Beitrag zur beruflichen Orientierung der Jugendlichen und unterstützt parallel ganz gezielt den lokalen Mittelstand auf der Suche nach neuen Fachkräften. In Hildesheim steht die vielseitige Nacht Jahr für Jahr längst ganz fest im jährlichen Veranstaltungskalender. Ganz klar: So geht Bank vor Ort, so geht gelebte Verantwortung für die Vitalität des eigenen Geschäftsgebiets.

Direkt nach der Schule steigen Nike und Lea in den Bus zur Halle 39, einem ehemaligen Industriegebäude in Hildesheim. Dort angekommen gehen sie durch den Haupteingang in das Veranstaltungsgebäude, in dem heute um 16 Uhr die „Nacht der Bewerber“ startet – eine Messe, bei der sich über 50 Unternehmen aus der Region präsentieren. Die beiden 17-Jährigen sind gespannt, was die Firmen dort zeigen. Nike und Lea bleiben aber erst einmal stehen, orientieren sich, während um sie herum hunderte Jugendliche durch die Gänge strömen. „Ich mache 2027 mein Abitur“, sagt Nike. „Und ich habe noch gar keinen Plan, was dann kommt. Deswegen bin ich hier: um verschiedene Firmen kennenzulernen und direkt mit ihnen zu sprechen.“
Unternehmerische Vielfalt
Die Vielfalt der Anbieter bei der „Nacht der Bewerber“ ist groß. Neben Unternehmen aus Industrie, Handwerk, Logistik und IT sind auch Gesundheitsdienstleister und Organisationen aus dem Sozialwesen dabei. Die beiden Jugendlichen sind anfangs noch etwas zurückhaltend, sie drehen erst einmal eine Runde, um sich zu orientieren, bevor sie am ersten Stand Halt machen. Es ist der größte: Die Volksbank eG Hildesheim-Lehrte-Pattensen ist mit einem guten Dutzend junger Menschen dabei, vor allem Auszubildenden, die den interessierten Schülerinnen und Schülern ihren Arbeitgeber nahebringen wollen. Angeführt wird das Team von Jessica Ebel, die schon seit dem Mittag den Stand mitaufgebaut hat. Sie arbeitet bei der Bank im Bereich Veranstaltungsmanagement und Kommunikation und ist ganz nah dran an den Auszubildenden.
Vom Erfinder zum Premium-Unterstützer
Die Volksbank Hildesheim-Lehrte-Pattensen ist aber nicht nur Aussteller, sie hat die „Nacht der Bewerber“ vor 15 Jahren gegründet. „Wir wollten damals die Unternehmen in der Region unterstützen und gleichzeitig den Jugendlichen die Möglichkeit geben, sich beruflich zu orientieren“, sagt Jessica Ebel. „Heute sind wir immer noch als Premium-Sponsor dabei, der die Namensrechte zur Verfügung stellt und den Veranstalter mit 10.000 Euro unterstützt.“ Außerdem hilft die Bank bei der Ausstellerakquise.
Seit dem Start hat sich an der Messe einiges verändert, so ist die „Nacht der Bewerber“ über die Jahre immens gewachsen. „Nach dem Start in der Hauptstelle und auf dem Parkplatz unserer Bank sind wir hier in die Halle 39 umgezogen“, erzählt Jessica Ebel. Einen tiefen Einschnitt gab es in den Corona-Jahren, in denen es die Volksbank und die anderen Mitorganisatoren zunächst mit digitalen Formaten ausprobierten. „Das hat nicht funktioniert, weil der persönliche Austausch fehlte.“ Seit 2024 findet die Messe wieder in der Halle statt, nicht mehr ganz so groß, aber dafür konzentrierter und fokussierter.
Zum Anfassen, zum Abtauchen
Auch Nike und Lea sind inzwischen am Stand ins Gespräch gekommen. Sie fragen nach Praktika in der Bank, die Azubis erzählen aus ihrem Alltag. Dann verabschieden sich die beiden, es gibt noch viel zu sehen. „Das war sehr spannend“, sagt Lea, die sich bisher beruflich vor allem im sozialen Bereich gesehen hat. Auf ihrem Rundgang entdecken die beiden viele weitere Stände, ein IT-Unternehmen etwa, das virtuelle Realität zeigt, mit Headsets und interaktiven Simulationen. Gleich daneben präsentiert ein Krankenhausträger Ausbildungswege in Pflegeberufen und medizinisch-technischen Assistenzfeldern. Sie bleiben auch vor einem Hochschulstand stehen, an dem duale Studiengänge erklärt und Forschungsprojekte gezeigt werden. Auf Bildschirmen laufen Präsentationen, Studierende erzählen aus ihrem Alltag.
Am Stand der KSM Castings Group verlangsamt sich ihr Schritt. Nike und Lea werden direkt angesprochen, von Viktoria von Albedyll. Die Personalreferentin begrüßt die beiden und fragt direkt nach, ob sie schon einmal etwas von dem Unternehmen gehört haben, das Gussprodukte aus Leichtmetall herstellt. Die beiden schütteln den Kopf, leicht verunsichert. „Ist ja nicht schlimm, nicht jeder kann alle Firmen kennen“, sagt Viktoria von Albedyll mit einem Lachen. Sie führt die beiden Jugendlichen an die Seite des Stands, zeigt Modelle von Gussteilen, erklärt die Prozesse, die technische Ausbildung und die dualen Studienplätze. Sie erzählt von dem Azubi-Netzwerk, von immer mehr jungen Frauen, die sich für technische Berufe entschieden haben, und von Projekten, in denen Azubis aktiv eingebunden werden.
Etwas später, Lea und Nike sind schon weitergezogen, nimmt sie sich kurz fünf Minuten Zeit. „Wir sind seit der ersten Nacht der Bewerber dabei, das ist eine super Veranstaltung“, erklärt die Personalreferentin, die seit 18 Jahren im Unternehmen arbeitet. „Aktuell beschäftigen wir 52 Azubis und dual Studierende und hier kommen wir direkt in Kontakt mit dem Nachwuchs. Das ist für uns sehr wichtig, weil wir uns so gegenseitig kennenlernen können.“
„Wir wollen Begeisterung wecken.“
Für KSM Castings, das zu den größten Arbeitgebern in der Region gehört, ist die „Nacht der Bewerber“ in Zeiten des Fachkräftemangels viel wert. „Viele junge Menschen wissen nicht, welchen Weg sie einschlagen wollen. Deswegen müssen wir uns mit Schulbesuchen, persönlichem Marketing und Auftritten in sozialen Medien um sie bemühen“, erklärt Viktoria von Albedyll. Dafür hat sie genau wie die Volksbank die eigenen Azubis dabei, auch um die Hemmschwelle für die Schülerinnen und Schüler zu senken. „Wir wollen eben nicht nur informieren, wir wollen Begeisterung wecken.“
Am frühen Abend haben Nike und Lea genug gesehen. Mit prall gefüllten Jutetaschen voller Broschüren verlassen sie die Halle und gehen zur Bushaltestelle. „Es hat sich total gelohnt“, sagt Nike. „Ich habe jetzt schon so viele Anregungen und Ideen – und mir war gar nicht so klar, wie viele Berufsmöglichkeiten es gibt.“ Auch Lea ist begeistert. „Ich hätte nicht gedacht, dass man direkt so viele Leute kennenlernt und so viele Möglichkeiten sieht. Jetzt fühle ich mich direkt ein Stück weiter in meiner Entscheidung.“
