Mit ihrem jüngst erstmals gestarteten Fehntjer Ideenwettbewerb für Nachhaltigkeit (FIN) möchte die Volksbank eG Westrhauderfehn die Menschen und Betriebe in ihrer Region anspornen, sich aktiv mit Nachhaltigkeit zu befassen und diese auch stärker im Alltag zu berücksichtigen. In der ersten Wettbewerbsrunde ist dies ausgesprochen gut gelungen. Über 30 regionale Projekte wurden eingereicht. Das ist beachtlich. Vier Preisträger wurden gekürt. Mit auf dem Treppchen: Der Stromspar-Check der AKSR GmbH Betreuungs- und Qualifizierungsstätten, bei dem mit Umweltschutz, Weiterbildung und Beschäftigungsunterstützung gleich drei wichtige gesellschaftliche Anliegen gefördert werden.

Der Wasserhahn tropft nicht, er rauscht. Ein kräftiger Strahl trifft das Spülbecken – zehn Liter pro Minute, wie die Messung zeigt. Michael Broers packt ein kleines Metallteil aus, das auf den ersten Blick kaum auffällt. „Das ist ein Perlator, also ein Durchflussbegrenzer“, erklärt der 42-Jährige im Badezimmer der kleinen Wohnung im niedersächsischen Westrhauderfehn. Er nickt der Bewohnerin zu, die interessiert zuschaut, dann schraubt er den alten Strahlregler ab. Anschließend montiert Michael Broers den Perlator und misst zum zweiten Mal. Das neue Modell lässt nur noch die Hälfte an Wasser durch, fünf Liter pro Minute.
Jeder Euro zählt
Der Unterschied ist nicht nur hör- und sichtbar – er ist auch bares Geld wert, für die Menschen, denen Michael Broers und seine Kolleginnen und Kollegen mit dem sogenannten Stromspar-Check helfen. Dieser richtet sich an Geringverdiener, für die jeder Euro zählt. Verantwortlich dafür sind die AKSR GmbH Betreuungs- und Qualifizierungsstätten, die als Teil einer bundesweiten Initiative für eine bessere Energieeffizienz sorgen. Gleichzeitig sorgen sie dafür, dass Menschen, die selbst keine geraden Karrieren haben, eine sinnvolle Beschäftigung erhalten.
Michael Broers ist einer von ihnen. Der gelernte Fachlagerist, der auch als Elektrohelfer beschäftigt war, konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in seinem alten Beruf arbeiten. Im Team des Stromspar-Checks hat er eine neue Aufgabe gefunden. „Für mich ist das ein Job mit Sinn“, sagt Michael Broers, der gerade noch eine Weiterbildung zum Fachanleiter macht. „Ich helfe Menschen, die wenig haben, am Monatsende mehr in der Tasche zu behalten. Und ich merke, dass das wirklich ankommt.“
Einsparpotenziale und Verhaltensänderungen aufzeigen
Das Prinzip ist einfach und effektiv. Beim ersten Hausbesuch misst das Team sämtliche strom- und wasserverbrauchenden Geräte, dokumentiert die Verträge, prüft Potenziale. Danach werden Daten ins System eingegeben, ein individueller Haushaltsbericht wird erstellt. Beim zweiten Besuch bringt das Team dann das passende Material mit: LED-Lampen statt Glühbirnen, schaltbare Steckdosenleisten, Kühlschrankthermometer, Duschsparköpfe. Alles kostenlos und mit dem Ziel, Energie zu sparen, ohne den Alltag einzuschränken. „Wir wollen zeigen, wo Energie unnötig verpufft“, sagt Broers. Die Mieterinnen und Mieter, die zum Beispiel in Rathäusern, Volkshochschulen oder im Jobcenter aktiv angesprochen werden, bekommen zudem einen Haushaltsbericht. Dieser kann dabei helfen, mögliche Einsparpotenziale durch Verhaltensänderungen aufzuzeigen oder auch die Vermieter davon zu überzeugen, die Wohnungen energieeffizienter zu gestalten.
Ein neues Werkzeug dafür hat das Team erst vor einigen Monaten bekommen: eine Wärmebildkamera. Sie macht sichtbar, was das bloße Auge nicht sieht. Michael Broers steht damit vor einer Heizung, auf die er zu Demonstrationszwecken ein Handtuch gelegt hat. Beim Vorher-nachher-Vergleich auf dem Monitor ist Erstaunliches zu sehen: Liegt der Stoff auf dem Heizkörper, zeigt die Wärmebildkamera 19 Grad, wird er hochgehoben, sind es 36 Grad. „Deswegen sollte man nie Vorhänge nutzen, die über der Heizung hängen“, erklärt der Energieexperte der Mieterin. Die Kamera macht Wärmebrücken sichtbar, man kann direkt sehen, wo Fenster und Türen undicht sind – oder ob Möbel falsch positioniert sind.
FIN: Über 30 Projekte
Das Gerät hat AKSR beim Fehntjer Ideenwettbewerb für Nachhaltigkeit, kurz FIN, gewonnen, den die Volksbank eG Westrhauderfehn alle zwei Jahre veranstaltet. Mit großer Resonanz: „Wir waren sehr begeistert, dass über 30 Projekte aus dem Overledingerland teilgenommen haben“, erinnert sich Carmen Vietor. „Wir wollen damit Projekte unterstützen, die nicht nur von Nachhaltigkeit sprechen, sondern sie im Alltag umsetzen“, sagt die Nachhaltigkeitsbeauftragte der Bank, die den Stromspar-Check schon lange fördert. Vier Preisträger wurden am Ende ausgewählt, die insgesamt rund 10.000 Euro Preisgeld bekamen. Dazu gehörten zum Beispiel eine Schule, die einen Schulgarten und ein grünes Klassenzimmer angelegt hat, und der Förderkreis einer Grundschule, der den Kindern ein gesundes Frühstück aus eigener Permakultur anbietet. Die AKSR belegte den dritten Platz und bekam die Wärmebildkamera.
„Wir wollen zum Umdenken anregen“
Für die Volksbank ist der Wettbewerb Teil eines größeren Engagements. Neben dem internen Team Green, das in der Bank auf Nachhaltigkeit achtet – von PV-Anlagen bis zur Wallbox –, richtet sich der Wettbewerb gezielt an die Region. „Wir wollen zum Umdenken anregen“, sagt Vietor. „Nachhaltigkeit ist keine abstrakte Idee, sondern etwas, das jeder im Alltag leben kann. Und unsere Projekte zeigen, wie viel in der Region bereits passiert.“ Die Jury, die über die Gewinner entschied, bestand aus Vertretern von Gemeinden, Umweltmanagern und Medienpartnern.
Zurück in der Wohnung schraubt Michael Broers die letzte LED-Leuchte ein. Die Glühlampe hatte 40 Watt – die neue braucht nur vier. Eine Ersparnis von bis zu 7 Prozent bei der Stromrechnung, nur durch Leuchtmittel. Beim Warmwasser liegt das Einsparpotenzial sogar bei über 75 Prozent. Bis zu 300 Euro können Haushalte pro Jahr sparen. „Wir können so dabei helfen, dass weniger Energie verbraucht wird“, sagt Michael Broers. „Und das macht einen großen Unterschied, für die Mieter und für die Umwelt.“